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Austriakische Krankheitsverwaltungskolchose

Wer jemals ein „nicht kassenfreies Arzneimittel“ (das ist ein in Österreich zwar zugelassenes, von der Krankenkasse aber – falls überhaupt – nur nach kontrollärztlicher Prüfung bezahltes Medikament), eine bestimmte Behandlung oder etwa eine Untersuchung mit einem Kernspintomographen (MR) benötigt, kennt das Procedere: Marsch zum Krankenkassentempel, Vorlage der entsprechenden Überweisung, Ausfüllen eines Formulars und anschließend, mit etwas Pech, stundenlanges Warten. Dann Aufruf zum Schalter und Entgegennahme der – hoffentlich bewilligten – Verordnung.

Nur in ganz seltenen Fällen wird man bei derlei Gelegenheiten eines Doktors ansichtig, der den Delinquenten – Pardon – den Patienten zunächst einem peinlichen Verhör unterzieht, ehe er huldvoll die begehrte Arznei, Untersuchung oder Behandlung gewährt. Medizinisch ist dieses Brimborium völlig irrelevant. Es dient der Kasse einzig und allein als Hürde, um möglichst viele Patienten – insbesondere solche, die gelegentlich auch etwas Sinnvolles zu tun haben und nicht über unbegrenzte Zeitbudgets verfügen – abzuschrecken und zur privaten Übernahme der Behandlungs- oder Untersuchungskosten zu veranlassen.

Nun hat sich die Wiener Gebietskrankenkasse etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um ihre unfreiwilligen „Kunden“ zu martern: Derzeit flattern den Zwangsversicherten nämlich serienweise Schreiben ins Haus, wonach die sich – zwecks Kontrolle der von Vertragszahnärzten abgerechneten Leistungen – bei der entsprechenden Kontrollstelle am Wienerberg einzufinden hätten. Begründet wird diese ungeheuerliche Zumutung mit der angeblich notwendigen Kontrolle des „effizienten Einsatzes der Beiträge“. Muss ein richtig gutes Gefühl vermitteln, als Kassenarzt mit solchen Kontrollfreaks in Geschäftsbeziehungen zu stehen.

Konkreter Fall: Im Zuge einer aufwendigen, natürlich privat zu bezahlenden Gebisssanierung mittels mehrer Implantate, wird auch eine schadhafte Plombe ersetzt – was in den Rahmen der von der Krankenkasse zu erstattenden Leistungen fällt. Und genau auf diese Bagatelle richtet sich nun die amtliche Kontrollwut. Den für den Patienten entstehenden, aus eigener Tasche zu tragenden Kosten in der Höhe eines Autos der unteren Mittelklasse, steht ein Kassenaufwand von ein paar Euro gegenüber.

Den Zwangsklienten interessiert also die Frage, was denn die Bürokraten am Wienerberg da zu kontrollieren gedenken und wie er sich als Betroffener das Ganze vorzustellen habe. Die bereits an Kummer gewöhnte Dame am Telefon (sie erhält derzeit täglich Dutzende von Anrufen von über diese Vorladungen empörten Patienten) erklärt dazu, dass „…ein Arzt lediglich einen Blick in den Mund des Patienten werfen werde, um zu sehen, ob die abgerechnete Leistung auch tatsächlich erbracht wurde.“

Das ist putzig. Da soll also „durch einen Blick in den Mund“ die Einbringung einer Füllung kontrolliert werden, die lediglich den Ersatz für eine bereits vorher da gewesene darstellt. Die Kasse verfügt demnach über mit hellseherischen Gaben ausgestattete Spitzenmediziner, die selbst das Unmögliche fertig bringen. Denn wodurch sollte sich die neue von der alten Füllung unterscheiden, um eine eindeutige Beurteilung zuzulassen, ob die abgerechnete Leistung tatsächlich erbracht wurde?

Der zitierte Patient hat sich, da er weder Zeit für einen derartigen Unfug aufzubringen gedenkt noch die geringste Lust hat, sich von einem womöglich völlig inkompetenten Bader in den Mund fassen zu lassen (Zahnärzte, die ihr Handwerk verstehen, findet man gewöhnlich in ihren privaten Praxen und nicht in sowjetischen Bürokratenburgen) dazu entschlossen, den amtlichen Schrieb dem Mistkübel anzuvertrauen. Er wartet nun gespannt darauf, ob demnächst ein paar Herren der von der GKK um Amtshilfe gebetenen Staatspolizei vorfahren werden, um zu seiner Zwangsvorführung zu schreiten. Die wird in der ihm zugestellten „Einladung“ zumindest nicht ausgeschlossen…

Fazit: Wo Staat draufsteht, ist Müll drin. Immer, überall und ausnahmslos. Das kennt man von einer ebenso hilflosen wie im Bedarfsfall niemals anwesenden Polizei, einer bis auf die Knochen korrupten Justiz und einem öffentlichen Schulsystem, das bei explodierenden Kosten am laufenden Band funktionale Analphabeten produziert. Weshalb also sollte ausgerechnet ein seine Patienten und Zwangbeitragszahler vollständig entmündigendes Kolchossystem im Gesundheitswesen besser arbeiten…?

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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