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Mein Gott, Manning! Mein Beileid, Wikipedia!

An sich ist er ja ein armer Teufel, der Soldat Manning. Aber die absurde politische Korrektheit von Wikipedia macht ihn doch noch einmal zum Thema.

Gerade ist Manning nach der Enthüllung von unzähligen geheimen Diplomatenberichten der ob eines solchen Geheimnisverrats drohenden Todesstrafe entronnen und zu einer relativ milden Haftstrafe verurteilt worden, die ihn gemäß US-Recht nur ein paar Jahre wirklich hinter Gitter bringen wird. Und schon lässt er Briefe veröffentlichen. Die haben wohl primär den Zweck, dass Manning sich in den Schlagzeilen halten will.

Des Briefes Inhalt: Manning fühle sich jetzt als Frau und heiße Chelsea statt Bradley Edward Manning.

„Mein Gott, Manning, das sind deine Sorgen! Hättest Du Dich doch nur bereits vor der peniblen Ausschnüffelung aller Geheimnisse der USA mit deinen diesbezüglichen Wünschen befasst!“, kann man da nur voller Mitleid sagen. Denn in Wahrheit sollte Manning jetzt vor allem seinen milden Richtern Tausend Dank abstatten.

Das Mitleid verfliegt endgültig, wenn man draufkommt, dass die Kosten für das neueste Gefühl des kleinen Mannes jetzt wohl vom US-Steuerzahler getragen werden muss. Und dass er nun die Justiz noch lange mit der Frage pflanzen wird können, ob er nun in ein Frauen- oder ein Männer-Gefängnis soll. Damit nur ja nicht seine Grundrechte verletzt werden.

Absolut skurril wird die Sache aber für alle jene, die Wikipedia verfolgt haben: Denn die Wikipedisten haben den Manning-Eintrag binnen weniger Minuten auf Chelsea und die weibliche Form geändert. Obwohl der angebliche Geschlechtswechsel lediglich in einem Brief angekündigt worden ist. Obwohl schon gar nichts dazu in Mannings Dokumenten geklärt oder geändert worden ist. Und obwohl Manning biologisch nach allen vorliegenden Informationen noch ein Mann ist.

Diese Wikipedia-Eilfertigkeit auf Grund eines bloßen Briefes wird wohl als ein besonderer Höhepunkt der Political correctness in die Bücher eingehen. Aber längst sollten wir uns gewöhnt haben: In Wikipedia finden sich zwar viele Fakten (die – meist – auch irgendwie stimmen), aber es wird halt alles durch eine progressistische Brille dargestellt.

Niemand kann außerdem garantieren, dass Manning nicht morgen vielleicht wieder einen Brief schreibt, in dem er alles zurücknimmt und für einen Spaß erklärt.

Die wichtigste Frage hat aber gar nichts mehr mit Mannings kreativen Wünschen zu tun. Die richtet sich vielmehr nach der Seriosität des derzeit wohl meistnachgeschlagenen Lexikons. Wenn man dort sein Geschlecht durch einen bloßen Brief ändern lassen kann, was kann man denn sonst noch alles auf diesem Weg ändern? Sich jünger machen? Seine Herkunft und Staatsbürgerschaft ändern (wie es ja schon viele sogenannte Asylwerber versuchen)? Sich zum Alleinerben des Herrn Mateschitz machen? Sich in einen afrikanischen Elefanten verwandeln? Sich als männlicher Gymnasiast durch einen bloßen Brief am Schulskikurs in das Mädchenschlafzimmer transferieren lassen? Nordkorea zum vorbildlichen Rechtsstaat und Deutschland zur abscheulichen Diktatur verwandeln?

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