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Auf Kosten der Patienten sparen

Weltweit jubeln Politik und Medien: Die Pharma-Preise sinken. In Indien etwa haben sogar Gerichte die Patentrechte der Pharma-Konzerne geknackt. Und nicht nur Österreicher bekommen immer öfter Generika statt der Originalmedikamente. Da Generika meist dasselbe können, scheint kein Schaden zu entstehen, wenn man einmal vom Placebo-Effekt absieht. Und die Gewinne der Pharma-Konzerne interessieren ja nur deren Aktionäre und Mitarbeiter; Patienten, Krankenkassen, Finanzminister und Gesundheitsbehörden haben ganz andere Interessen. Oder?

Erst in der längerfristigen Globalperspektive kann man den Schaden erkennen. Der ist freilich gigantisch. Nur: Wer hat schon eine längerfristige Globalperspektive?

Der Schaden liegt nämlich weit in der Zukunft. Er ist aber nicht „bloß“ ein finanzieller, sondern ein sehr konkreter medizinischer. Denn die pharmazeutische Industrie investiert viel weniger in  Forschung und Produktentwicklung, wenn dort weniger oder keine Gewinne zu erzielen sind. Die Einsparungen verkürzen ihr Investitionskapital, und es gibt auch kein frisches Geld von den Sparern, die ja primär auf Rendite aus sind.

Das Fatale: Der entstehende Schaden ist kaum zu spezifizieren. Er trifft ja nicht jene Patienten, die jetzt billiger zu Therapien kommen, sondern Patienten mit anderen Krankheiten. Man kann aber nie genau sagen, welche Krankheiten, welche Leiden durch die Ergebnisse der Forschung einmal behandelbar werden. Beweisbar ist nur eines: Je mehr geforscht und entwickelt wird, umso mehr medizinischen Fortschritt gibt es. Lediglich ein Hundertstel der begonnen pharmazeutischen Forschungsprojekte landet ja am Ende auch in den Apotheken. Alle anderen werden als zu wenig wirksam, als zu riskant ausgeschieden. Die vielen Versuche, Tests und Genehmigungen machen jedes neue Produkt, bis es letztlich bis zum Patienten kommt, zu einem Multimilliarden-Projekt. Der Populismus sieht freilich nur die direkten Kosten der Herstellung oder Beschaffung jener Chemikalien, die zur Herstellung einer Pille oder Ampulle nötig sind.

Manche werden nun entgegnen: Aber die Staaten sind doch ohnedies so intensiv bei der Förderung von Forschung. Das nutzt wenig. Staaten können weder quantitativ noch qualitativ die Anstrengungen der Wirtschaft ersetzen. Staatliche Forschungsförderung bewegt sich überdies fast immer im Mainstream, sie ist weder mutig noch kreativ. Es ist ja erschreckend, wo man staatliches Forschungsgeld findet: viel zu oft fließt es „gerechtigkeitshalber“ in geisteswissenschaftliche Projekte; es finanziert Zeitungsbeilagen zur eigenen Beweihräucherung; es bevorzugt politiknahe Forscher; wer „Global Warming“, „Frauenförderung“, „Entwicklungshilfe“, „Solar“ und ein paar ähnliche Modewörter in den Förderungsantrag hineinschreibt, hat schon fast gewonnen. Das kreative wie risikoabschätzende Denken unabhängiger Unternehmer kann eine staatliche Kommission hingegen nie und nimmer substituieren.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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