Alle gegen Hoeneß: Die Stunde der Etatisten

Wie konnte er nur?! Was für eine Gemeinheit – welch unvorstellbare Gier! Empörung allerorten. Ausnahmsweise sind es nicht Banker, „Spekulanten“ oder unternehmerische Ausbeuter, die vom Zorn der Neidgenossenschaft getroffen werden, sondern ein erfolgreicher Ex-Fußballer. Von „Hunderten Millionen Euro“, die er – Uli Hoeneß – angeblich „am Fiskus vorbei“ ins feindliche Ausland verbracht hat, weiß die stets zur moralischen Entrüstung bereite Hauptstromjournaille zu berichten.

Dass Kanzlerkandidat Steinbrück, in seiner einstigen Eigenschaft als Finanzminister, die deutsche Kavallerie nicht auf die Schweiz losgelassen hat, um auch diese (Steuer-)Oase zur (Steuer-)Wüste zu machen, kann, im Lichte der rezenten Ereignisse, gar nicht genug beklagt werden. Zumindest nicht von jenen, die auf beiden Augen blind sind oder die der langjährige Aufenthalt im Umverteilungsstaat um jedes Gespür für das rechte Maß gebracht hat.

Mehrere Auffälligkeiten gilt es festzustellen:

  1. Dass es ein illegal beschafftes Beweismittel ist, das nun die Grundlage der Erregung der Berufsbetroffenen bildet, scheint keinen Menschen zu kümmern.
  2. Dass der Staat ungeniert – für Millionen an Steuergeldern – Diebesgut (wieder einmal einen elektronischen Datenträger) ankauft und damit den Tatbestand der Hehlerei verwirklicht, wird völlig unbekümmert mit dem für den Fiskus positiven Saldo dieses kriminellen Vorgehens gerechtfertigt. Schließlich übertrifft die zu erwartende Beute den für die Konterbande aufgewendeten Preis mutmaßlich bei Weitem.
  3. Dass die staatliche Vollziehung nur auf gesetzlicher Grundlage zu handeln hat (die bekanntlich weder zu Datenklau noch zu Hehlerei berechtigt!), wird im vorliegenden Zusammenhang nirgendwo thematisiert. Der Nachweis für Hans-Hermann Hoppes These, wonach es sich beim Staat um eine kriminelle Organisation handelt, ist jedenfalls – einmal mehr – unzweifelhaft erbracht.
  4. Weshalb man den Nachstellungen einer kriminellen Organisation nicht mit Mitteln der Notwehr (in diesem Fall dem der Steuerflucht) begegnen sollte, würde ein hervorragendes Thema für eine Grundsatzdiskussion hergeben. Der deutsche Ökonom Philipp Bagus meinte dazu launig „Steuer zahlen ist kein Kavaliersdelikt!“
  5. Dass diejenigen, die sich derzeit am lautstärksten moralisch empören, durch die Bank entweder Nettosteuerempfänger oder mit der Staatsmacht innig liierte Figuren sind, lässt berechtigte Zweifel daran aufkommen, dass die Kampagne gegen den bösen Steuerhinterzieher frei von handfesten Eigeninteressen gefahren wird. Schließlich geht es – mutmaßlich illegale Vermeidungshandlungen hin oder her – um einen Nettosteuerzahler.

Dem Autor dieser Zeilen sind übrigens der Fußball im Allgemeinen und Herr Hoeneß im Besonderen gleichgültig. Erprobtermaßen unfähig, einen Hydranten zu überdribbeln, und an der Beobachtung 90-minütiger Laufrituale mehrheitlich schlichter Gemüter mit proletoidem Hintergrund uninteressiert, scheinen mir nur die begleitenden Umstände der kollektiven Aufregung bemerkenswert.

Das – wie eben von Peer Steinbrück – bei derlei Gelegenheiten stereotyp vorgebrachte „Argument“, dass es unfair sei, wenn Leute wie Hoeneß ihr Geld dem Zugriff des Finanzministers entzögen, während die Masse der Einkommensbezieher dazu doch gar keine Chance hätte, ist an Putzigkeit schwer zu überbieten: Der Fiskus brauchte ja nur die Unternehmen von der Last zu befreien, unbezahlt als verlängerte Werkbank des Finanzamts zu dienen, lasse sie Löhne und Gehälter netto auszahlen, und schon bestünde schlagartig „Waffengleichheit“ zwischen Ausbeutern und Lohnsklaven. Der Finanzminister könnte in diesem Fall seinen Laden allerdings Tags darauf dichtmachen, denn die Steuerwiderstände stiegen schlagartig ins Uferlose, würde den Lohnabhängigen mit einem Male bewusst, dass sie die Hälfte (oder mehr) ihres sauer verdienten Geldes zur Finanzierung staatlicher Korruption und Misswirtschaft abzuliefern haben. Wer indes meint, die Steuerlast steuerehrlicher Bürger könnte sinken, wenn egoistische Steuerflüchtlinge nur brav ihren Tribut ablieferten, glaubt vermutlich auch an die Existenz von Feen und Kobolden. Abgesehen von der vergleichsweise vernachlässigbaren Größenordnung dieser „Fluchtgelder“: Noch nie haben zusätzliche Steuereinnahmen den Anlass zu Tarifsenkungen gebildet.

Dass es nicht der Bosheit Selbständiger, Künstler und Sportskanonen geschuldet ist, wenn immer nur sie, niemals aber kleine Hackler Steuern hinterziehen, hat nichts mit der moralischen Überlegenheit oder gar mit „Fairness“ Letzterer zu tun, sondern allein mit deren mangelnden Möglichkeiten zum Unterschleif. Wer kann, der vermeidet Steuern ohnehin – und sei es beim Nettohaarschnitt, oder der Nachbarschaftshilfe am Bau, die ja besonders dem „kleinen Mann“ nicht ganz unbekannt ist.

Angesichts der drückenden Steuerlasten, die im Wohlfahrtsstaat herrschen, verwundert weniger der Umstand, dass in wachsendem Maße Vermeidungsstrategien zur Anwendung kommen, sondern eher, dass es noch immer nicht zu Steuerrevolten gekommen ist. Wenn mehr als die Hälfte des Verdienten vom Großen Bruder enteignet wird, ist das rechte Maß klar überschritten. Es sei daran erinnert, dass es in der Vergangenheit – als die Bürger noch nicht wohlfahrtsstaatlich gehirngewaschen und verhausschweint waren – bekanntlich schon wegen weit geringerer hoheitlicher Übergriffe als heute üblich zu bewaffneten Aufständen kam…

Die aktuelle Hoeneß-Kampagne ist, wie schon die Hetze gegen angeblich schädliche „Steueroasen“, von der impliziten Vorstellung getragen, jeder vom Bürger verdiente Cent gehöre im Grunde dem Staat. Der allerdings – so die krause Logik – ist in seiner grenzenlosen Huld immerhin geneigt, einen kleinen Teil des vom Bürger Erwirtschafteten diesem als Taschengeld zum Eigengebrauch zu überlassen. Jene seltsamen Spaßvögel, die gelegentlich mit der Behauptung „ich zahle gerne Steuern“ auffallen, finden sich so gut wie ausschließlich in den Reihen der Nettosteuerempfänger. Natürlich geht derartiger Unfug leicht über die Lippen, wenn man in Wahrheit nicht nur keinen Cent an Steuern und Sozialversicherungsabgaben löhnt, sondern lebenslänglich von jenen Steuern lebt, die in der Privatwirtschaft fronende Lastesel gezwungenermaßen abzuliefern haben.

Der amerikanische Ökonom Thomas Sowell bringt den hinter der aktuellen Neiddebatte um Hoeneß steckenden Sachverhalt präzise auf den Punkt, wenn er feststellt:
„Ich habe noch nie verstanden, warum es Gier genannt wird, das eigene, verdiente Geld behalten zu wollen, es aber keine Gier ist, sich das Geld anderer Leute aneignen zu wollen.“

Ein Satz, den man allen Steinbrücks und der Phalanx der hauptberuflichen Desinformanten in den Hauptstrommedien ins Stammbuch schreiben sollte.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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