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Von Europa bis Wien: Fensterputz auf der Titanic

Die Tanzenden auf der Titanic waren im Vergleich exemplarisch zukunfts- und verantwortungsbewusste Menschen. Die Reaktion der meisten Europäer auf die unvermeidliche Implosion der Schuldenkrise wird mit Sicherheit von künftigen Psychologengenerationen als Musterbeispiel einer kollektiven Verdrängung angeführt werden.

Was man praktisch täglich neu beweisen kann: In der gleichen Woche, da die Euro-Länder nun auch formell beschließen, weitere 33 Milliarden zum Zweck eines zweijährigen Sanierungsaufschubs für Griechenland zu verbrennen, da Athen Anleihen mit der lächerlichen Laufzeit von nur noch vier Wochen auflegt, da sich auch sonst die finanziellen Perspektiven der Krisenstaaten weiter verschlechtern, stößt man binnen weniger Stunden auf folgende aktuelle Fakten:

  • Zahllose griechische Bürgermeister weigern sich, die vom Parlament erst vor wenigen Tagen beschlossenen Entlassungen durchzuführen. Sie wollen nicht einmal die Namen der derzeit angestellten Gemeindebeamten bekanntgeben.
  • Laut dem nun auch im Detail durchsickernden Troika-Bericht über Griechenland hat das Land nur 32 von 67 eigentlich schon längst fälligen Zusagen erfüllt. Der Rest der Verpflichtungen ist wider alle heiligen Schwüre noch ganz oder teilweise offen. Aber trotzdem wird der Bericht als positiv für Griechenland dargestellt und als grünes Licht für die nächste Kreditrate.
  • In Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und Belgien finden Generalstreiks statt. Diese haben zwangsläufig eine weitere Vergrößerung der Staatsschulden zur Folge, da sie naturgemäß die Wirtschaft weiter schrumpfen lassen. Aber die Gewerkschaften denken nicht daran zuzugeben, dass ihre überhöhten Lohnforderungen in den letzten 15 Jahren und die von ihnen durchgesetzten üppigen Sozialleistungen die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Länder schwer beeinträchtigt und damit die Schuldenkrise mit ausgelöst haben. Sie streiken lieber.
  • In Frankreich kann keine einzige der großen Tageszeitungen mehr ohne Verluste bilanzieren – obwohl die Regierung ihnen über eine Milliarde Euro zubuttert.
  • Die Fusionsgespräche zwischen Opel und dem französischen Konzern Peugeot-PSA-Citroen werden abgebrochen, weil die französische Regierung beschlossen hat, mit sieben Milliarden für PSA zu haften, und einen Jobabbau verboten hat. Das hat naturgemäß den – fast ebenso maroden – Opel-Lenkern jede Lust auf eine Kooperation geraubt. Denn dann wären nur in Deutschland Arbeitsplätze abgebaut worden. So fahren halt beide Konzerne getrennt in den Abgrund.
  • Die EU-Kommission beschließt, die CO2-Zertifikate wieder dramatisch zu verteuern, was der europäischen Industrie zusätzliche Milliardenkosten verursacht. Aber die angebliche Klimarettung (die weder Chinesen noch Amerikaner noch sonst einen Nichteuropäer kümmert) ist ja wichtiger, als es die Arbeitsplätze auf dem Kontinent sind.

Das alles binnen weniger Stunden. Als kollektiver Beweis, dass sie alle überhaupt nichts verstanden haben.

Und in Österreich? Da spielt das Titanic-Orchester  besonders laut.

  • Da hat die Regierung – weil man ja auf einer „Klausur“ Arbeit simulieren will – gerade wieder ein Bündel von neuen Wohltaten für das Volk beschlossen. Sparmaßnahmen sind bei diesem Treffen nicht besprochen worden.
  • Da wird bekannt, dass sich die Zahl der Frühpensionierungen „wegen psychischer Erkrankungen“ binnen weniger Jahre mehr als verdoppelt hat. Ursache ist natürlich nicht kollektive Verblödung, sondern die moderne Medizin, die heute viel besser die früher gern vorgeschützten Gründe für Invaliditätspensionsanträge überprüfen kann.
  • Da verkündet der Wirtschaftsminister eine Erhöhung der Familienbeihilfen.
  • Da wird eine Verdopplung der Ausgaben für Ganztagsschulen beschlossen (die an sich ja sinnvoll sind, die man sich aber nicht mehr leisten kann, weil man das Geld für die absolut sinnlose Gesamtschule hinauswirft).
  • Und da – das wirklich peinlichste Beispiel von Geldverschwendung – verschickt die Gemeinde Wien um Steuergeld ein Blättchen an alle Haushalte mit einer ganzseitigen Liste, in der Männer und Frauen für jeden Wochentag von Montag bis Sonntag eintragen sollen, wer zuständig ist für „Fensterputzen“, für „Handwerk“ oder fürs „Haustier“. Aber noch bevor ich mir meine Fensterputztage aussuchen, ein Handwerk lernen und ein Haustier anschaffen kann, stoße ich auf den danebenstehenden Satz einer Frau Frauenstadträtin Frauenberger (der Name ist echt): „In mehr als 50 Prozent der Haushalte mit Kindern übernimmt die Frau die gesamte Arbeit.“ Noch frecher lügen kann man wohl nicht. Aber wenn ein Mann arbeiten geht, ist das ja offensichtlich für die Rathauspartie keine Arbeit, sondern Vergnügen.

Aber was soll’s. Warum sollte man ausgerechnet in Österreich auf den letzten Meilen der Fahrt bis zum Eisberg noch vernünftig werden?

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