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Linke Seilschaften und die Akademie der Wissenschaften

Im Mai gab die Molekularbiologin Renée Schroeder ihren Austritt aus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bekannt. Die radikale Atheistin und engagierte Feministin begründete ihren Schritt damit, dass die Akademie in Wirklichkeit nicht an wissenschaftlicher Exzellenz interessiert sei. Die Personalentscheidungen und strategische Ausrichtung seien ihr zu intransparent.

Der Grund dafür war für Prof. Schroeder schnell gefunden: Der hohe CVer-Anteil innerhalb der Akademie der Wissenschaften von sage und schreibe 61 (!) Prozent, was kompletter Unsinn ist, denn tatsächlich bewegt sich der Anteil im einstelligen Prozentbereich. (Bleibt nur zu hoffen, dass die Naturwissenschafterin mit ihren Forschungsergebnissen sorgfältiger umgeht).

Im Zuge der Affäre wurde auch ein weiterer Austritt bekannt: Der Grazer Univ.-Prof. Gunther Tichy hatte schon im März seine Mitgliedschaft zurückgelegt. Für ihn war allerdings nicht der CV schuld, sondern die falsche Ausrichtung der Akademie. Mittlerweile ist ein weiterer Austritt eines korrespondierenden Mitglieds (Ruth Wodak) erfolgt, was deutlich zeigt, dass der Kern des Anstoßes eher bei internen Richtungskämpfen liegt: Die links-linke Linguistin war nicht als wirkliches Mitglied gewählt worden, wofür die Klasse gute wissenschaftliche Gründe hatte, denn ihre Arbeit ist sehr umstritten. Wenn also Schroeder sagt, dass es der Akademie nicht um die Förderung wissenschaftlicher Exzellenz geht, meint sie somit, dass sie „ihre“ Leute dort offenbar nicht unterbringen konnte.

Darüber hinaus geht es auch um strukturelle Fragen: Die Akademie der Wissenschaften besteht aus zwei Klassen. Einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und eine philosophisch-historischen Klasse. Die Mitgliederzahlen dieser Klassen sind, wie in einer Gelehrtengesellschaft eben üblich, begrenzt, vor allem jene der so genannten wirklichen Mitglieder, die dann auch innerhalb der Akademie voll stimmberechtigt sind. Im Zuge der Akademiereform vor nunmehr vier Jahren wurde darüber hinaus die „Junge Kurie“ eingeführt, durch welche junge Wissenschafter auf acht Jahre befristet in die Akademie aufgenommen werden können. Deren Mitglieder stoßen sich daran, in der Akademie kein volles Stimmrecht und keinen Sitz im Präsidium zu haben.

In der Akademie gibt es nun Kreise, die sich eine dritte, nämlich eine Klasse der so genannten Lebenswissenschaften, wünschen würden, und es war es auch das Ziel der Molekularbiologin Schroeder, diese neue Klasse einzuführen, um vielen Kollegen ihrer größtenteils links dominierten Disziplin den Zugang zur Akademie zu ermöglichen und damit den eigenen Einflussbereich zu erhöhen. Keine Große Freude mit diesen Vorschlägen hatte der Akademie-Präsident Helmut Denk, obwohl dieser selbst – als Pathologe – Lebenswissenschafter ist.

Dieser war in der letzten Zeit vor allem mit der Budgetkonsolidierung seiner Akademie beschäftigt und hatte kein Interesse, sich auf eine weitere Strukturdiskussion einzulassen. So muss die größte außeruniversitäre Forschungsinstitution des Landes in den nächsten drei Jahren 40 Mio. Euro einsparen. Dies führte zu einem weiteren Konfliktherd innerhalb der Akademie: Nach einer Evaluierung müssen nun viele Institute der Akademie teilweise zurückgefahren oder überhaupt an Universitäten abgetreten werden. In diesem Zusammenhang ist auch der Rückzug von Prof. Tichy aus der Akademie der Wissenschaften zu sehen.

Während andere, wesentlich weniger bedeutende Institutionen wie die ISTA Gugging (Stichwort Eliteuniversität) oder das Austrian Institute of Technology in Seibersdorf mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hannes Androsch ihre Budgetwünsche ins Reine gebracht haben, muss die alt-ehrwürdige Akademie der Wissenschaften sparen. Dass man in so einer Situation nicht nur Freunde gewinnt, ist klar.

Der Beitrag ist – in adaptierter Form – der aktuellen Juli-Ausgabe der ACADEMIA (www.academia.or.at) entnommen.

Dipl.-Ing. Peter Pulm ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Nichteisenmetallurgie der Montanuniversität Leoben und Amtsträger für Hochschulpolitik des ÖCV.

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