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SN-Kontroverse: Bildungsstandards

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Bildungsstandards: Sind die Tests sinnvoll?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Qualitätskontrolle der Bildung

 Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Dieser Tage wurde der UNO-Entwicklungsbericht veröffentlicht, bei dem die Lebensqualität in 187 Ländern nach dem Human Development Index (HDI) gemessen wird. Dabei werden Faktoren wie Ökonomie, Umwelt, Gesundheit und Bildung berücksichtigt. Österreich ist einige Stellen abgerutscht und rangiert nun an 25. Stelle. Als Hauptgrund wird die Bildungssituation genannt. Wieder einmal zeigt eine internationale Studie, dass hier vieles im Argen liegt.

Schon längst ist nicht mehr nachvollziehbar, warum das überaus teure österreichische Bildungssystem nur bescheidene Erfolge zeitigt. Einer der Gründe dafür ist, dass in der hinterwäldlerischen Republik zu spät auf moderne Lehr- und Lernmodelle umgestellt wurde. Und noch immer halten gegen alle pädagogischen Erkenntnisse stockkonservative Kräfte daran fest, dass stures Hineinpfropfen und Abprüfen von Kurzzeitwissen die beste Lehrmethode ist. Dazu kommt eine Betongewerkschaft, die sich hartnäckig gegen Reformen gesperrt hat.

Sie allen wehren sich naturgemäß auch gegen moderne Evaluierungsmethoden wie PISA oder gegen die Bildungsstandards, die derzeit abgefragt werden. Obwohl die Einführung der Bildungsstandards eine grundvernünftige Maßnahme ist. Durch sie werden mehr Verbindlichkeit eingeführt und grundlegende Kompetenzen bei den Schülern sichergestellt.

Bildungsstandards sind konkret formulierte Lernergebnisse, die sich aus den Lehrplänen ableiten lassen. Durch die Bildungsstandards ist eine genauere und langfristige Planung sowie Durchführung des Unterrichts möglich. Lehrkräfte können kontinuierlich den Ist-Stand der Kompetenzen ihrer Schüler mit dem Soll vergleichen und individuelle Fördermaßnahmen einleiten. Die begleitende Kontrolle für Bildungsqualität auf nationaler und internationaler (PISA) Ebene ist unerlässlich, damit Österreich als Wissensstandort und in der Lebensqualität nicht noch weiter abrutscht. 


Propaganda statt Transparenz

Andreas Unterberger

Es wäre großartig, durch objektive und ernsthafte Tests zu klären, wo jeder Schüler, jede Klasse, jede Schule, jeder Schultyp steht. Das würde Leistungsanreize setzen und Verbesserungen auslösen. Das wäre eine Hilfe für die Eltern, also die wahren Auftraggeber des Pflichtschulsystems, um eine gute Wahl zu treffen. Ein solches Projekt wäre tausend Mal objektiver als die dubiosen Rankings bunter Hefte. Aber genau das alles passiert nicht! Die Leistungstests sind vielmehr eine gigantische Geldverschwendung (25 Millionen Euro Kosten sind weit mehr als all die zweifelhaften Provisionen der Herren Meischberger & Co. zusammen!) und eine getarnte Propagandaaktion. Denn: 1. Alle bisher bekannten Fragen sind für normal entwickelte 14-Jährige viel zu leicht und signalisieren eine weitere Niveausenkung des Bildungssystems.

2. Die Tests sind ohne Folge für die Noten. Das führt bei Pubertierenden so wie schon bei PISA zu Boykotten oder Desinteresse.

3. Die Testergebnisse werden nicht allgemein veröffentlicht, weder für Schulen noch Schultypen! Nur die Betroffenen selbst erfahren ihr Ergebnis. Damit fällt überhaupt die wichtigste Funktion weg.

4. Das Ministerium darf jedoch veröffentlichen, was es will. Beim PISA-Test wurden durch diesen Trick die schlechten Ergebnisse der diversen Gesamtschulen und der (in Österreich ein Vielfaches etwa von Finnland ausmachenden) Migranten unter den Tisch gekehrt.

5. Mit der Testauswertung ist exklusiv das Gesamtschul-Propaganda-Institut Bifie beauftragt.

6. Das Bifie hat schon angekündigt, auch bei den ohnedies nur den Lehrern zugänglich gemachten Teilinformationen einen "fairen Vergleich" durchzuführen. Dabei werden Schulen mit "ähnlichen Rahmenbedingungen" verglichen. Das heißt: Damit kann dann auch dort jedes schlechte Ergebnis der Gesamtschulen vertuscht werden.

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