Trübe Aussichten für die Alpenrepublik

Nach Meinung der Weltbank wird Europa im laufenden Jahr voraussichtlich in eine Rezession schlittern. Um den Verdruss zu komplettieren, ist auch noch das bislang so stolz präsentierte Triple-A-Rating Österreichs verlorengegangen. Standard & Poors hat, als erste der drei US-Agenturen, die Bestnote kassiert. Und als ob das noch nicht genug wäre, berichtet die Österreichische Nationalbank von einer deutlich abnehmenden Sparneigung und einem beachtlichen Rückgang der Privatvermögen im Lande. Ein für die wirtschaftliche Entwicklung sehr ungesunder Cocktail.

Was tut die rotschwarze Bundesregierung in dieser Lage? Setzt sie Signale, um Kapitalakkumulation und Wettbewerbsfähigkeit am Standort zu stärken? Bemüht sie sich, etwa mittels attraktiver Unternehmens- und Einkommenssteuern, zusätzliche Investoren ins Land zu holen, oder darum, gut ausgebildete Fachleute anzulocken oder diese schlicht von der „Flucht“ in leistungsfreundlichere Volkswirtschaften abzuhalten? Hat sie vor, wieder mehr den Interessen der Produktiven zu entsprechen, anstatt die Züchtung von Unproduktiven weiter voranzutreiben?

Nichts davon! Die herrschende Klasse zieht buchstäblich alle Register, um die dräuenden Gefahren für die Wohlstandsentwicklung im Lande zu verschärfen!

Hält man sich an die bislang verlauteten Absichtserklärungen im Hinblick auf die nottuende Sanierung des öffentlichen Haushalts, sollen offenbar auch noch die letzten Reste von Sparneigung und unternehmerischer Initiative auf dem Altar der „sozialen Gerechtigkeit“ geopfert werden. Anstatt Sparern, Investoren und der Leistungselite attraktive Bedingungen für den Verbleib im Lande zu bieten, oder die Ansiedlung von neuen Unternehmen zu begünstigen, werden täglich neue Ideen präsentiert, wie man Leistung noch schwerer bestrafen könnte, als das im Land der Hämmer schon jetzt der Fall ist.

„Solidarabgaben“ für Spitzenverdiener, Debatten über die „Reform“ der unternehmensfreundlichen Gruppenbesteuerung und die Ankündigung der (Wieder-) Einführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern sind pures Gift für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Dass sich hierzulande nur halb so viele Schüler und Hochschüler wie in anderen OECD-Ländern mit dem Gedanken tragen, nach Abschluss ihrer Ausbildung unternehmerisch tätig zu werden, ist unter diesen Umständen keine Überraschung. Wem nicht zugestanden wird, einen angemessenen Teil der Früchte seiner Arbeit selbst behalten zu dürfen, zieht die entsprechenden Konsequenzen.

So verwundert es nicht, dass gerade der am besten ausgebildete Nachwuchs, die Jungakademiker, mehrheitlich den dringenden Wunsch verspüren, im Staatsdienst unterzukommen. Der Historiker Lothar Höbelt: „Wer in Österreich studiert hat, will Beamter werden.“

Wem man in einem total feminisierten Schul- und Hochschulwesen jedes genuin männliche Verhalten, jeden Mut zum Risiko abtrainiert, und jedes Denken außerhalb der von der politischen Korrektheit vorgegebenen Bahnen abgewöhnt hat, strebt eine „Karriere“ an, die ohne die geringste Unsicherheit – möglichst mit Unterstützung einer linken Politseilschaft – abläuft. Er oder sie wird sich lieber nicht den schwer kalkulierbaren Fährnissen des Marktes aussetzen. Von beamteten Verwaltern und Kontrolleuren aber kann kein Land leben. Es braucht vielmehr Entrepreneure, um Innovation und Wohlstand zu schaffen.

Die 1918 in Österreich ausgerufene Demokratie hat keine 100 Jahre gebraucht, um total zu proletarisieren und zur Pöbelherrschaft zu degenerieren. Wer es außerhalb geschützter Werkstätten zu etwas bringt, ist heutzutage nicht nur verdächtig und muss sich unentwegt dafür entschuldigen, sondern hat auch den Großteil seiner Einkünfte an das stetig wachsende und immer begehrlicher werdende Kollektiv der Minderleister abzutreten. Es sei denn, er wäre Sportler oder Künstler – für diese gelten interessanterweise andere Regeln. Wirtschaft ist für das Politbüro und den Hauptstrom der veröffentlichten Meinung immer noch ein Nullsummenspiel: Der „Reiche“ (Unternehmer) mästet sich auf Kosten der „Armen“ (Lohnsklaven).

Dass in einer freiheitlichen, arbeitsteilig organisierten Gesellschaft freiwillig eingegangene wirtschaftliche Beziehungen allen Beteiligten zum Vorteil gereichen, ist eine den Meinungsführern fremde Vorstellung. Sie sehen es als erwiesen an, dass nur die lückenlose Überwachung und Bevormundung der Wirtschaftssubjekte und eine zentral geplante, rigoros gelenkte Wirtschaft eine gedeihliche Entwicklung der Gesellschaft sicherstellen können. Sie folgen dabei den Gedanken Lenins, der meinte, „Vertrauen ist gut; Kontrolle ist besser“. Das aber ist, um es mit den Worten August von Hayeks zu sagen, eine „fatale Anmaßung“.

Einerseits ist jeder dem Privatsektor vom Fiskus entzogene Euro verloren, weil er nicht investiert, sondern verkonsumiert wird. Andererseits wird durch weitere Belastungen durch neue oder höhere Steuern unternehmerisches Denken und Handeln im Eldorado der ältesten Studenten, jüngsten Rentner und unkündbarsten Beamten, weiter marginalisiert.

Ohne die Wiederbelebung „bürgerlicher“ Tugenden, wie Sparsamkeit, den Mut etwas zu unternehmen und dafür die Verantwortung zu tragen und die Fähigkeit und den Willen, langfristig zu denken, erscheinen die Zukunftsaussichten Kakaniens düster. Von den Sozialisten in allen Parteien und den gleichgeschalteten Systemmedien wird eine Trendwende allerdings nicht ausgehen.

Die Leistungsträger müssen ihre Hoffnungen daher wohl auf ein in der Zeit nach dem dräuenden Zusammenbruch des wohlfahrtsstaatlichen Pyramidenspiels stattfindendes „Phönix-aus-der-Asche“-Wunder richten…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien 

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