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SN-Kontroverse: Kirchen-Ungehorsam

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Berechtigte Revolution oder ein sinnloser Aufstand?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Respekt für die Ungehorsamen

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Kann es sein, dass Institutionen irren, auch wenn sie über Tausende Jahre alt sind? Kann es sein, dass „sie sich doch bewegt", wie einst Galileo Galilei behauptete, und dem die Amtskirche deswegen den Prozess machte? Kann es sein, dass Dogmen widerrufen werden müssen, weil sie sich als grundfalsch herausstellen? Kann es sein, dass Funktionsträger, die an der Spitze einer Hierarchie stehen, nicht mehr wahrnehmen, was die Sorgen, Bedürfnisse und Sehnsüchte von Menschen sind, die die Basis ausmachen?

 Diese Fragen beschäftigen Katholiken und besonders jene Pfarrer, die mit Helmut Schüller den „Aufruf zum Ungehorsam" geleistet haben. Sie sind tagtäglich mit den Problemen der „kleinen Leute" konfrontiert und hoffen und glauben im besten katholischen Sinn an eine überfällige Kirchenreform. Ihre Praxis ist nicht „revolutionär", sondern sie knüpfen dort an, wo das Vaticanum II stehen geblieben ist bzw. verwässert wurde. Damals wie heute geht es um die pastorale Erneuerung der katholischen Kirche.

Ist es denn wirklich ketzerisch, wiederverheiratete Geschiedene oder Mitglieder anderer christlicher Kirchen oder fallweise auch Ausgetretene zur Kommunion zuzulassen? Ist es eine Lüge, einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung als „priesterlose Eucharistiefeier" zu bezeichnen? Ergibt das Predigtverbot für kompetent ausgebildete Laien und Religionslehrerinnen Sinn? Und warum dürfen Pfarrer sich nicht für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt aussprechen, die es nebenbei bemerkt in der Urkirche gab? Ist es eine Sünde, mit Kollegen solidarisch zu sein, die wegen einer Eheschließung ihr Amt nicht mehr ausüben dürfen? Der Aufruf zum Ungehorsam der mittlerweile weit über 300 Pfarrer verdient Respekt; und zwar von ganz oben. Denn er ist radikal wahrhaft. 


Wer will eine Schüller-Kirche?

Andreas Unterberger

 

Die Geschichte der katholischen Kirche ist voll von Abspaltungen. Manche sind heute eigene Kirchen, viele nur noch historische Fußnoten. Sicher ist lediglich, dass die Kirche auch den Aufstand des Pfarrers Schüller überleben wird. Es ist ja eher fraglich, was dessen Stellenwert über ständige Medienauftritte hinaus eigentlich ist. Wenn Schüllers angekündigter „Ungehorsam" mehr wird als ein Trick, im Sommerloch endlich wieder groß in Zeitungen und Fernsehen vorzukommen, dann stellt das natürlich eine Spaltung und Gründung der Schüller-Kirche dar. Ob das gut ist, muss jeder selbst beurteilen. Bei Religion, also den letzten Wahrheiten, verliert der Kolumnist das Recht zu sagen, was berechtigt oder sinnlos ist. Fest steht nur eines: Die katholische Kirche, die älteste Organisation der Welt, hat diese 2000 Jahre durch Einheit und Zusammenhalt - wozu auch Gehorsam gehört - überlebt, und nicht dadurch, dass jeder Pfarrer eigene Spielregeln entwickelt.

Die Kirche hat sich dennoch immer wieder gewandelt. Und wird es weiter tun. Papst wie Kardinal Schönborn haben schon öffentlich Viri probati (also reifere, verheiratete Männer als Priester) und Sakramente für Wiederverheiratete angedacht. Ich würde das begrüßen, aber als Katholik keine Sekunde darob die Einheit der Kirche zur Diskussion stellen. Ich habe sogar gewisses Verständnis für die dabei gezeigte Langsamkeit, haben doch die turbulenten Reformen der letzten Jahrzehnte die Kirchen geleert und viele Gläubige verunsichert. Radikale Änderungen à la Schüller würden mit Sicherheit zu einer noch tieferen Kirchenkrise führen. Das sieht man etwa an den anglikanischen Kirchen, deren Öffnung zu weiblichen und zu offen homosexuellen Amtsträgern globale Spaltung und teilweisen Zerfall ausgelöst hat. Will Schüller das? Wenn nicht, sollte er abwarten, ob ihn jemand zum Papst wählt.

 

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