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Fischlers sinnloser Kampf

Franz Fischler wird also nicht Chef der FAO, der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung, sondern ein Brasilianer. Das spricht zwar nicht grundsätzlich gegen Fischler, aber sehr gegen die EU. Und für die Naivität aller jener, die ihn aufgestellt haben.

Denn es war mehr als naiv zu glauben, dass irgendein Kandidat aus der EU ausgerechnet den Bereich Landwirtschaft im globalen UNO-System übernehmen kann. Bilden die Europäer in der UNO ja nur eine kleine Minderheit. Die EU-Landwirtschaftspolitik mit ihren hohen, wettbewerbsverzerrenden Subventionen ist in der ganzen Welt, vor allem der Dritten verhasst. Noch mehr als bei den geduldigen europäischen Steuerzahlern.

Und Fischler steht nun einmal als Symbol sehr direkt für diese Landwirtschaftspolitik, hat er doch die letzte Reform zu verantworten gehabt. Diese ging zwar prinzipiell in die richtige Richtung, war aber angesichts der europäischen Machtverhältnisse viel zu zaghaft. Notgedrugen, denn insbesondere Frankreich würde eher aus der EU ausscheren, als eine Beschneidung seiner Bauern hinzunehmen.

Wenn das durchschnittliche Einkommen eines österreichischen Bauern zu zwei Drittel aus (überwiegend europäischen) Steuergeldern kommt, wenn die EU mehr als 42 Prozent für direkte und getarnte Agrarausgaben aufwendet, dann ist das Ergebnis klar: Vor allem die Bauern der Dritten Welt werden dadurch in Grund und Boden konkurriert. Müssten die EU-Agrarpreise hingegen ohne Subventionen auskommen, dann würde das den schmerzhaften Strukturwandel in Europa noch einmal beschleunigen.

Dann würden sich aber die armen Länder in Übersee – ohne teure Entwicklungshilfe! – landwirtschaftlich und sozial viel besser entwickeln können. Ihre Bauern wären auch ohne Großtechnik auf Grund der niedrigen Löhne und des meist günstigen Klimas konkurrenzfähig. Sie müssten nicht in so großer Zahl die Dörfer verlassen und könnten ihr eigenes Land ohne Importe aus Europa ernähren. Ja, sie könnten sogar exportieren.

Die europäische Agrarpolitik scheint sich aber trotz aller Geldknappheit jeder Änderung zu entziehen. Wer aber glaubt, dass die Nichteuropäer diesen Egoismus unserer Bauern auch noch durch ein Avancement für einen der prominentesten EU-Agrarier belohnen würden, der muss schon ziemlich ahnungslos durch die Welt gehen.

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