Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Die europäische Systemtransformation

Autor: Josef Stargl

Freiheit stirbt oft scheibchenweise

Autor: Elisabeth Weiß

Über alte und neue Rattenfänger

Autor: Leo Dorner

Gendern: Ideologie und Gehirnwäsche

Autor: Heinrich Benz

Warum die Österreicher wie Idioten dastehen

Autor: Gerhard Kirchner

Leerstandsabgabe – die schwarze Vermögenssteuer?

Autor: Wilfried Grießer

Das blödeste Wort der Menschheit

Autor: Willi Sauberer

Alte und neue Alma Mater

Autor: Leo Dorner

Alle Gastkommentare

Ein Brief aus der Schweiz

Nachdem ich als gelernter Österreicher, der seit elf Jahren im Ausland wohnt (davon fünf Jahre in der Schweiz), die letzten Wochen wieder die Gelegenheit hatte, die Dummheit der politischen Kaste und die „Sklerosis“ des politischen Systems in meinem Heimatland online erlesen zu dürfen, muss ich mich mit einem grundsätzlichen Systemvergleich zu Wort melden.

Ich werde versuchen, diesen so kurz wie möglich zu halten, aber einige wichtige Punkte klar herausstellen. Eine Fortsetzung dieses Vergleiches wird folgen.

Gesamtschule

In der politischen Diskussion in Österreich wedelt der Schwanz mit dem Hund. Doch die angesprochenen Punkte sind meiner Ansicht nach alle eine Themenverfehlung. Die schwarze Reichshälfte predigt Föderalismus und Landeshoheit, die linke Reichshälfte möchte alles nivellieren, möglichst wenig Wettbewerb zulassen und alles zentralistisch steuern.

Bildungserfolg hängt weder von Gesamtschule noch von Personalhoheit der Landeshauptleute ab. Das Argument, dass alle erfolgreichen Pisa-Länder eine Gesamtschule hätten, geht ins Leere. Denn in der Gruppe der erfolgreichsten Länder befindet sich die Schweiz. Und die Schweiz hat ein außerordentlich differenziertes Schulsystem ab dem 12. Lebensjahr (in manchen Kantonen ab dem 10. Lebensjahr) und dem 16. Lebensjahr. Weiters herrscht in diesem System (vor allem um den Zürichsee) ein fast brutaler Verdrängungswettbewerb um die Plätze in den weiterführenden Schulstufen. Schon nach der Volksschule wird differenziert (nach dem 12. bzw. 10. Lebensjahr) In der Sekundarstufe I (ab dem 15. bzw. 16. Lebensjahr) wird noch einmal differenziert.

Links:

http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1261562

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_informatik/smt/dil/ib/laendervergleich/schweiz/schweiz

Unterschiedliche Modelle

Der Unterricht auf der Sekundarstufe I erfolgt leistungsdifferenziert nach unterschiedlichen Modellen. Je nach Kanton wird flächendeckend ein Modell geführt oder der Kanton überlässt den Gemeinden die Wahl zwischen verschiedenen Modellen (Modellvielfalt): http://www.educa.ch/dyn/43963.asp

Trotzdem besteht eine gewisse Durchlässigkeit des Systems mittels Aufnahmeprüfungen. Das heißt, man kann nach wie vor das Ruder herumreißen, wenn man später mittels Aufnahmeprüfung in einen „höherwertigen“ Ausbildungsweg eintreten möchte.

Man kann aus den vorhergegangenen Informationen also eindeutig ersehen, dass das Schweizer System nichts mit einer Gesamtschule zu tun hat, sondern es sich um Modellvielfalt, also Wettbewerb handelt.

Das Schweizer System hat aber auch nichts mit dem von der Österreichischen Volkspartei geforderten System gemein. Die Schulautonomie und die Personalhoheit der Schulen (vor allem in der Personalselektion) erlaubt es dezentralen Schuleinheiten und verschiedenen Schultypen, miteinander in Wettbewerb zu treten. Parteipolitische Einmischung, wie man es in Österreich von stümperhaft agierenden Politikern gewohnt ist, würde vom Stimm- und Steuerbürger auf das vehementeste zurückgewiesen werden.

Der folgende Link beschreibt die Thematik in kurzen Worten:

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/106855/

Der nächste Link enthält (für Interessierte) wesentlich mehr Information:

http://edudoc.ch/record/4196/files/Materialien%201%20PHTG.pdf

Die Schweizer dürften einiges richtig machen. Immerhin ist die ETH Zürich eine Hochschule von Weltrang, die immer unter den Top 20 der Welt auftaucht, in welche Rangliste man auch schauen mag. Sie kann sich mit Größen wie Harvard, Yale und Stanford ohne Probleme messen.

Die Wettbewerbsthematik bringt mich zum nächsten Punkt, nämlich den Lehrergehältern. Anhand des folgenden NZZ-Artikels kann man ersehen, dass Lehrergehälter regional unterschiedlich hoch sind.

http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/geldpraemie_fuer_lehrer_1.8633823.html

Was aber noch viel wichtiger ist, ist die absolute Höhe der Lehrerlöhne. Da staunt der gelernte Österreicher nicht schlecht, wenn man sich die des Kantons Zürich vor Augen führt.

Link: Lehrergehälter im Kanton Zürich (pdfs können heruntergeladen werden).

http://www.vsa.zh.ch/content/internet/bi/vsa/de/personelles/Bedingungen/Grundlohn.html

Ja, Sie haben richtig gelesen. Zwischen 68,000 (Einstiegsgehälter) und 167,000 Franken (erfahrene Lehrer und Schulleiter) Jahresgehalt.

Kürzlich ist einer meiner Kunden aus Deutschland mitsamt Familie und seinen drei Kindern auch in den Kanton Zürich übersiedelt. Er erzählte mir von den Erfahrungen mit den Zürcher Lehrern und er war schlichtweg begeistert. „Wie engagiert die sind, wie sich die Zeit nehmen für die Kinder.“ Warum wohl?

Für 1,700 Euro Bruttogehalt und 4 Monate bezahlten Urlaub wird man wohl im Regelfall (ich möchte Generalisierungen vermeiden) nicht die motiviertesten Studenten für das Lehramtsstudium im glückseligen Österreich begeistern können.

Wenn ich Ihnen jetzt noch die Einkommenssteuertabelle für Ausländer (ist aber ähnlich der Einkommenssteuertabelle für  Schweizer Staatsbürger) des Kantons Zürich zu lesen gebe, kommen Ihnen beim Lesen wahrscheinlich die Tränen. Die Tabelle beginnt ab Seite 6 des folgenden Links: http://www.steueramt.zh.ch/html/steuerfuesse/tarif_a_QSt11.pdf

Sie lesen richtig! 9.000 Franken Monatsgehalt bei zwei unterhaltspflichtigen Kindern wird mit etwas mehr als 7 Prozent besteuert. Dazu kommen noch etwa 6,1 Prozent Sozialabgaben. Das war’s. Die höchste Progressionsstufe im Kanton Zürich erreicht man übrigens erst mit 100.000 Franken Monatsgehalt! Dann sind ca. 31 Prozent Einkommenssteuer fällig.

Dabei ist der Kanton Zürich weit weg davon, ein Niedrigsteuerkanton innerhalb der Schweiz zu sein. Die Spitzenverdiener subventionieren die Kleinverdiener mit der Folge, dass die niedrigen Gehälter möglichst wenig mit Steuern belastet werden. Zusätzlich erfordert dies allerdings auch eine maßhaltende und von der Bevölkerung kontrollierbare öffentliche Verwaltung und Politik. Aber in Österreich gelten 9,000 Franken pro Monat ja schon als unverschämt und man kann sich fröhlich als Feind der transferleistungsempfangenden Klasse fühlen.

Dies würde mich zum nächsten Thema bringen, nämlich der kalten Progression in Österreich und dem damit verbundenen politischen Diebstahl an der Kaufkraft der Mittelklasse über die letzten 23 Jahre. Dieses Thema werde ich ausführlich in einem meiner nächsten Kommentare behandeln, denn es wird in den österreichischen Medien viel zu wenig beachtet, obwohl es wahrscheinlich das wichtigste Thema in Bezug auf Kaufkraft überhaupt ist.

Capricorn ist Pseudonym eines aus Österreich stammenden Wirtschaftsexperten, der nach Stationen in New York, London und Frankfurt heute in der Zürcher Bankenbranche tätig ist.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung