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Die Pensionen (und die Staatsfinanzen) sind sicher!

Dieser Text stützt sich auf einige Zitate und Fakten, die ich während der Lektüre einiger gut aufbereiteter Unterlagen zum Thema Pensionen und Staatsfinanzen während der letzten Jahre gesammelt habe.

Es handelt sich vor allem um zwei Quellen: um einen ausführlichen Spezialreport des englischen „Economist“ und eine Studie der Bank for International Settlement (BIS, Bank for International Settlements = Zentralbank der Zentralbanken). Dieser muss man zugute halten, dass sie lange vor der jetzigen Schuldenkrise sachlich gewarnt hat und jetzt vor der kommenden Pensionskrise warnt. Dieses Thema wird in österreichischen Medien und in der Politik leider viel zu ideologisch und nicht sachlich behandelt. Daher resultiert aus der hiesigen Diskussion auch kaum Erkenntnisgewinn.

Beim Thema Pensionen ist es hilfreich, sich den historischen Kontext zu vergegenwärtigen. Die erste Form der Rente der westlichen Neuzeit hat Otto von Bismarck im Jahre 1889 eingeführt.  Das ist gerade einmal 121 Jahre her. Diese Rente war für Arbeiter über 70 gedacht. Das Pensionsantrittsalter war damals also höher als heute. Viel bedeutender allerdings wird diese Zahl, wenn man sich die damals durchschnittliche Lebenserwartung von 45 Jahren vor Augen führt. Mit einem Wort: Es war nur den wirklich Alten der Gesellschaft vergönnt, die letzten Lebensjahre durch finanzielle Zuwendungen der Allgemeinheit verbringen zu dürfen.

1908 erhielt auch das Vereinte Königreich ein Rentensystem, das für arme Männer ab 70 gedacht war. Die damals durchschnittliche Lebenswartung war kaum höher als 50 Jahre. Als die USA 1935 das „Social Security System“ einführten, wurde das Pensionsantrittsalter mit 65 festgelegt. Dieses war damit drei Jahre höher als die damals durchschnittliche Lebenserwartung.

Seitdem ist viel oder (je nach Sichtweise) nichts geschehen. Die Pensionsantrittsalter sind gleich geblieben (manchmal sogar gesenkt worden), aber die Lebenserwartung ist unaufhörlich gestiegen. Mit gravierenden Folgen, die man gar nicht überbetonen kann. Der Amerikaner erlebt heute noch 16 Jahre nach dem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter. In einigen europäischen Ländern ist diese Zahl mit 25 Jahren noch viel höher. Die Pensionskosten betrugen 1935 in den USA gerade einmal 0,2 Prozent des Bruttosozialproduktes. Für europäische Staaten dürften die Kosten in jener Zeit ähnlich gewesen sein.

Heute liegen diese Kosten im OECD-Durchschnitt hingegen bei 7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. In manchen Ländern auch schon höher. Bis 2050 wird sich dieser Prozentsatz (wenn nichts getan wird) in vielen Länder verdoppeln oder sogar verdreifachen.

Die Alterung der Gesellschaft und deren Folgen für das Pensionssystem werden noch durch zwei andere Faktoren massiv in dieselbe Richtung verstärkt:

1) In den meisten wohlhabenden Gesellschaften haben Frauen immer weniger Kinder, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken.

2) Die zahlenmäßig riesige „Baby-Boomer“ Generation hat begonnen, in Rente zu gehen. 1950 gab es 7 Menschen in der Altersgruppe zwischen 20-64 auf einen über 65jährigen innerhalb der OECD Ländergruppe. Dieser Anteil der Älteren ist bis heute auf 4:1 gestiegen und wird bis 2050 auf 2:1 steigen. Die Uhr tickt unaufhörlich. Und zwar viel schneller, als Politiker und Gewerkschafter auch nur in ihren Träumen zu denken wagen.

Wenn sich nichts ändert und wenn man dem Internationalen Währungsfond glauben darf, macht der Barwert der Defizite in Staatshaushalten verursacht durch alterungsbedingte Ausgaben des Staates ein Vielfaches (je nach Land das 10 bis 50fache) der durch die jetzige Schulden- und Finanzkrise verursachten Defizite in Staatshaushalten aus.  http://www.economist.com/node/13888045 (Graphik in der Mitte des Artikels).

Weiters möchte ich auf folgenden Link hinweisen: Die Grafiken einer Studie der BIS –
http://www.bis.org/publ/work300.pdf
– zeigen den prognostizierten Verlauf der Staatsschuldenquoten im Verhältnis zur Wirtschaftskraft, wenn nichts geschieht (rot), kleine stufenweise Anpassungen (grün) und kleine graduelle Anpassungen, wenn altersbedingte Staatsausgaben ab heute nicht mehr steigen.

Was also nicht immer weitergehen kann, wird irgendwann aufhören zu funktionieren. Auch im schönen Österreich.

In der politischen Diskussion in Österreich wird leider nur zementiert. Anstatt die Probleme zu erkennen, werden Bevölkerungsschichten gegeneinander aufgehetzt. Alte gegen Junge, Gutverdiener gegen Kleinverdiener, Arme gegen Reiche. Wenn man sich die oben gezeigten Zahlen vergegenwärtigt, dann wird schnell klar, dass durch weitere Steuererhöhungen und Sozialabgaben dieses Problem nicht einmal im Ansatz gelöst werden kann. Vor dem Versuch der Enteignung der Wohlhabenden kann ich nur warnen. Diese würden schleunigst das Land verlassen und den Umstellungsprozess für die verbleibende Mittelklasse und die kleinen Leute finanziell noch viel schmerzhafter machen.

Wenn man die Sache ganz nüchtern betrachtet, wird das Problem durch eine der wunderbarsten Sachen der Welt verursacht. Wir werden immer gesünder, immer älter. Aber genau hier muss die Lösung ansetzen.  Anstatt dass wir uns freuen würden, im Alter auch gebraucht zu werden, fiebert man hierzulande das ganze Arbeitsleben lang dem Vorruhestand zu. 

An zwei Punkten wird kaum ein Weg vorbeiführen:

  1. Das Umlagesystem als Hauptversorgungsquelle für das Alter hat ausgedient. Die private Vorsorge in der einen oder anderen Art wird (mit den dazugehörigen Marktrisiken) zunehmen müssen.
  2.  Wir werden bis kurz vor der „wirklichen“ Invalidität (das heißt: für keine Tätigkeit mehr einsatzfähig) oder bis kurz vor dem Tod in irgendeiner Form der Gesellschaft zumindest mit Teilzeitarbeitsleistung zur Verfügung stehen müssen.

Dies muss allerdings positiv gesehen werden. Ein Arbeiter muss nicht bis 75 in der Fabrik arbeiten. Aber vielleicht hilft er neben der Mindestrente und neben den Einkünften aus der Privatvorsorge als Einweiser auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums 15 Stunden die Woche aus. Ein anderer hilft 10 Stunden die Woche den öffentlichen Park sauber zu halten. Eine rüstige, kinderliebe und an Kinder gewohnte Rentnerin kann zwei Vormittage die Woche eine Spielgruppe bestehend aus drei bis vier 2- bis 3-jährigen Kindern betreuen und damit ihre Pension aufbessern. Ideen und Möglichkeiten gäbe es viele. Der Arbeitsmarkt wird uns bald zeigen, dass der demographische Mangel viele Arbeitsstellen unbesetzt lassen wird.

Wir alle müssen einfach flexibler im Geist werden und Freude an Beschäftigung haben. Ein grundlegender Mentalitätswandel ist also nötig. Entweder wir schaffen es selbst, oder die nächste Krise wird uns diesen mit aller Gewalt aufzwingen.

Link: Leitartikel Spezialreport Economist zum Thema Pensionen http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJDDTQV

Weitere Links aus dem Report:

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJDDTQV

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPJPPSTG

http://www.economist.com/research/articlesBySubject/displaystory.cfm?subjectid=987105&story_id=E1_TPRRRDGT

http://www.economist.com/node/13887853

http://www.economist.com/node/13888045

 

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