Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Medien, Ethos und Kampagnen

Rund um den Tod Hans Dichands ist kein Medium in seinem Nachruf um die Empörung darüber herumgekommen, dass Dichand und seine Kronenzeitung bisweilen heftige politische Kampagnen gefahren sind. Der Vorwurf war berechtigt. Die zweite Hälfte der Wahrheit wird aber von allen Medien verschwiegen.

Die Kampagnen Dichands sind allzu bekannt: Für Bäume im Sternwartepark, gegen ein Wasserkraftwerk in Hainburg. Für Barbara Rosenkranz, Michael Häupl und Werner Faymann, gegen Erhard Busek, Heide Schmidt und Ursula Plassnik. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Jedes Mal hat die Krone mehr als klar Position bezogen – und fast jedes Mal hat sich fast immer die gesamte Politik nach Dichand ausgerichtet (wenn auch nicht immer ganz so sklavisch unterwürfig wie Werner Faymann). Wobei Dichand zumindest in zwei Schüsselfragen ohne Probleme seine Position auch um 180 Grad gedreht hat: Für die EU war er 1994 so vehement, wie er in den letzten Jahren gegen sie war. Und gegen die schwarz-blaue Koalition ist er bis in den Februar 2000 ebenso aggressiv aufgetreten, wie er sie dann wenige Tage später gegen ihre Feinde in EU und SPÖ verteidigt hat (offenbar unter dem Druck seiner Leser, die sich als noch mächtiger denn Dichand erwiesen hatten).

Das Kapitel Dichand ist aber mittlerweile durch eine stärkere Kraft abgeschlossen. Nicht abgeschlossen ist jedoch die Heuchelei aller übrigen Medien, die sich so sehr über Dichands Kampagnen erregt haben. Denn praktisch alle anderen Medien fahren mit der gleichen Intensität wie Dichand – nur mit anderen Themen genauso heftige Kampagnen. Das ist in einer (noch) freien Medienwelt ihr gutes Recht – nur muss man sich schon ziemliche Doppelbödigkeit vorwerfen lassen, wenn man bei Konkurrenten mit großer moralischer Entrüstung das verurteilt, was man selber tut.

Da gibt es etwa die massive Agitation sehr vieler Zeitungen für die Gesamtschule. Dabei wird mit Fakten ebenso manipulativ umgegangen, wie man es Dichand vorhielt.

So wurde etwa in keinem Blatt ordentlich über die vor wenigen Tagen veröffentlichte und in Wahrheit sensationelle Studie berichtet, in der das Schulsystem all jener deutschen Bundesländer katastrophal abschnitt, welche die Gesamtschule eingeführt haben. Während die anderen deutschen Bundesländer mit ähnlich dem österreichischen System differenzierten Schulen an der Spitze der Erfolgspyramide stehen. Ich habe gesucht – und alle haben geschwiegen oder die Studie maximal im letzten Absatz von Berichten mit ganz anderem Aufhänger erwähnt. Während jede Äußerung eines unbekannten Provinzprofessors für die Gesamtschule regelmäßig Raum findet.

Genauso manipulativ ist die immer wiederkehrende Behauptung vieler Medien, die Pisa-Studie würde die Überlegenheit des Gesamtschulsystems beweisen. Was sogar die Studienautoren selbst ausdrücklich verneint haben.

Ähnlich kampagnenartig wurde und wird im Fall Arigona Zogaj berichtet, wo Fellner, Standard, Kurier, Falter und ORF an aggressiver Einseitigkeit die Krone voll eingeholt haben. Wo man als Leser das Gefühl bekommt, hier geht es längst nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Machtspiele. Wer ist mächtiger: Die Krone oder wir alle – zumindest zusammen?

Und die Einseitigkeit der Berichte über die angebliche, angeblich schädliche und angeblich vom Menschen verursachte globale Erwärmung in den genannten (und vielen anderen) Medien verdient längst die „Krone“ der Einseitigkeit.

Das fast Amüsante an all dem ist freilich, dass sich diese Medien damit selbst ins eigene Fleisch schneiden. Denn die Krone hätte mit Sicherheit nicht einen so großen Auflagenerfolg, wenn ihr nicht in so vielen Streitfeldern das breite Feld der Mehrheitsmeinung überlassen worden wäre, während sich die Masse der Anderen regelmäßig auf eine linksliberal-grüne Meinungsposition zurückgezogen hat.

Die natürlich auch als Minderheitsmeinung legitim ist und richtig sein kann. Die aber moralisierend nur schwer erträglich ist.

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung