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Die vier kleineren Übel dieser Wahl

Das Tagebuch hat sich am Donnerstag mit all den guten Gründen befasst, Heinz Fischer nicht zu wählen. An diesem Urteil ändert auch der ganz, ganz zufällige Besuch von Wladimir Putin bei Fischer wenige Stunden vor der Wahl nichts. Was aber statt dessen tun? Nicht wählen? Weiß wählen? Gehring wählen? Rosenkranz wählen?

Nun: Nicht wählen wie weiß wählen haben eines gemeinsam: Sie erleichtern es Heinz Fischer, gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. Denn die braucht er ja nur unter den abgegebenen UND gültigen Stimmen zu erreichen. Da er ja den Block der 30 Prozent roten und 10 Prozent grünen Stimmen sicher hat, genügt ihm eine so geäußerte Neutralität aller schwarzen, orangen und sonstigen Fischer-Gegner, um sein Ziel zu erreichen. Denn am Montag wird jedenfalls die Schlagzeile aller Fischer-freundlichen Medien, also fast aller, lauten: "XX Prozent für Fischer". Und die Tatsache, dass Fischer - mit Sicherheit - weit weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten für sich gewonnen haben wird, wird total untergehen.

Der größte Anteil der Nicht-Fischer-Wähler wird gar nicht wählen. Diese Variante nützt Fischer aber noch mehr als das Weiß-Wählen. Denn die SPÖ wird einen Großteil der Nichtwähler überhaupt gleich für sich in Anspruch nehmen können: Die Menschen hätten ja ohnedies mit Fischers Wiederwahl gerechnet und seien daher daheim geblieben. Außerdem gäbe es sowieso einen ständig wachsenden Anteil von Nichtwählern, das habe daher auch nichts mit einer Ablehnung Fischers zu tun.

Da diese SPÖ-Argumente ja durchaus logisch sind, ist also ein Daheimbleiben die schlechteste Art, Unzufriedenheit mit Fischer zu äußern.

Weiß-Wählen hilft zwar Fischer auch, kann aber wenigstens nicht von diesem in Anspruch genommen werden. Nur wird der Anteil der weißen Stimmen höchstwahrscheinlich nur einen einstelligen Prozentsatz ausmachen und daher in der politischen Debatte völlig untergehen - beziehungsweise nur als Blamage der ÖVP gewertet werden. Das Weiß-Wählen wurde ja von einigen aus der ÖVP-Spitze angekündigt - freilich nur deshalb, damit sich die schwarzen Stammwähler nicht ans Wählen einer anderen Partei gewöhnen sollen - mit Beispielswirkung fürs nächste Mal.

Also bleiben Rosenkranz und Gehring. Auch hier fällt die Entscheidung nicht einfach. Rosenkranz konnte durch die überzogene Hasskampagne der SPÖ samt deren vorgelagerten Medien von "Österreich" bis ORF zwar wieder an Sympathie, genauer gesagt: Mitleid gewinnen. Sie besetzt auch glaubwürdig das Familien- und Heimat-Thema. Trotzdem hat sie rund um den Wirbel zu ihren Verbotsgesetz-Äußerungen alles andere als Krisenfestigkeit gezeigt.

Sie ist in schwieriger Zeit einfach eine Woche auf Tauchstation gegangen, hat sich von Hans Dichand zur Demütigung einer notariellen Erklärung zwingen lassen (was sie auf das Niveau des einstigen Faymann-Briefes an Dichand herabsenkt). Und sie war dann nicht einmal bereit, Fragen zu jener Erklärung zu beantworten. Ihre schwache Vorstellung wird dadurch abgerundet, dass sie tagelang nichts dabei gefunden hat, dass eine Möchtegern-Bundespräsidentin ihr ganzes Wissen über die Nazi-Verbrechen lediglich aus dem Schulunterricht hat. Dass sie also mit anderen Worten zeithistorisch völlig unbeschlagen ist. Und wenn man wie Rosenkranz das Wort "Mut" plakatiert, dann hätte sie in Hinblick auf die beim Verbotsgesetz später hinzugefügten Meinungsdelikte durchaus ihre kritische Linie angesichts immer mehr überbordender Meinungseinschränkungen fortsetzen müssen, statt eine 180-Grad-Wende zu machen.

Bleibt Rudolf Gehring. Er ist in vielen politischen Fragen offensichtlich unbeschlagen und unroutiniert, er hat fast einen Ein-Mann-Wahlkampf geführt, also offensichtlich auch kein starkes Berater-Team um sich. Und er erweckt den Eindruck zu glauben, dass man aus Evangelium und päpstlichen Enzykliken konkrete politische Handlungsanleitungen ablesen könnte. Was doch ziemlich naiv ist. Er hat zwar mehr wirtschaftliche Erfahrung als seine Gegenkandidaten, aber auch auf diesem Gebiet keine klare Linie kommuniziert. Sein größtes Plus ist hingegen, dass er von allen großen Parteilagern völlig unabhängig ist. Zugleich ist er jener Kandidat, bei dem die Werte, auf denen er aufbaut, wirklich glaubwürdig und klar kommuniziert sind. Und die in anderen europäischen Ländern auch durchaus mehrheitsfähig sind, auch wenn sie vom ORF als schrullig denunziert werden.

Was also tun? Falls ich nicht in der Wahlzelle eine Münze aufwerfen will, werde ich mich bis Sonntag früh zwischen Gehring und Rosenkranz entscheiden müssen, wobei der wertorientierte, aber leider nicht liberale Gehring derzeit leicht vor der ebenfalls leider nicht liberalen Rosenkranz liegt. Das einzige, was für mich wirklich klar ist, ist die oberste Linie: Der Triumph für Fischer und die fast totalitäre Stimmungsmache durch staatlich finanzierte Medien für ihn, soll durch meine Stimme wenigstens eine Stimme kleiner ausfallen, und zwar in wirksamer Form.

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