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SN-Kontroverse: Griechenland-Hilfe

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die EU Griechenland helfen oder seinem Schicksal überlassen?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Killerkapitalismus ein neuer Killer-Virus?


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Die Zeiten ändern sich. Ein großes heimisches Logistikunternehmen wirbt mit dem Slogan „Ist die Zukunft Zucker oder süß?  Günstig statt billig" gezielt für seine Sparangebote, damit Jung und Alt günstig in die europäischen Metropolen gelangen können. Der geile Geiz ist längst vorbei. Früher hätte man von Raffgier gesprochen.

Die Raffgier - auch Killerkapitalismus genannt -  ist der HIV-Virus des 21. Jahrhunderts und hat sich, wie mann und frau spüren,  weltweit ausgebreitet. Vorerst gibt es dagegen keine wirksamen Impfungen. Aber möglicherweise könnte eine Verhaltensänderung - Stichwort safer sex - die  Ansteckungsgefahr eindämmen. Geforscht wird heftig an einem Gegenmittel. Die Forschungslabors stehen überall, da Aids sich bekanntlich bei entsprechendem Fehlverhalten überall ausbreiten kann. Denn die Gesellschaft - in unserem Fall also die politische Gemeinschaft der Europäer  -  gärt bereits. Um das Bier nicht zum Überschäumen zu bringen oder eine Pandemie auszulösen, haben sich einige Forscher in Brüssel zusammengeschlossen.

Sie haben nun eine vermeintlich neue Substanz für den Impfstoff gegen den Killerkapitalismus entdeckt. Er ist in Wahrheit uralt. Es ist die Solidarität. Dabei geht es um die faire Verteilung der Lasten in einer Gesellschaft, damit sie wegen der Raffgier nicht zusammenbricht. In unserem Fall heißt die Lastenverteilung eine finanzielle Spritze für die Griechen, auch wenn sie sich  nicht ganz korrekt verhalten haben, damit nicht alle angesteckt werden.

Denn eines lehrt die Geschichte, und das ist die eigentliche Gründungsidee für die EU, die immerhin seit 65 Jahren in Zentral- und Mitteleuropa  den Frieden gesichert hat. Nur wenn die Lasten in einer Gesellschaft fair verteilt sind, wird Friede in „unserer Zeit" möglich sein. Und hoffentlich auch für die künftigen Generationen.

Lieber ein Ende mit Schrecken


Andreas Unterberger

Nur noch die Vernunft der deutschen Regierung verhindert, dass Österreichs Steuerzahler Unsummen in ein griechisches Fass ohne Boden werfen müssen.  Die SPÖ wollte von Anfang an ihren schwer verschuldeten griechischen Parteifreunden mit europäischen Milliarden über die nächsten Monate helfen (bis die ein paar Monate später halt wieder anklopfen). Und auch von der ÖVP gab es nie ein klares Nein zu dieser Idee.

Das aber wäre die einzige vertretbare Antwort. Es ist absolut unakzeptabel, die Österreicher zu schröpfen (wie es nach den Wiener Wahlen im Herbst mit großer Brutalität passieren wird) und gleichzeitig einem Land beizustehen, das seit Jahren über seine Verhältnisse lebt, das alle Maastricht-Kriterien ignoriert, das seine Statistiken hemmungslos manipuliert und in dem Steuerhinterziehung Volkssport ist.

Ein Nein zu europäischen Hilfen für Griechenland (die übrigens auch EU-Recht verletzen würden) ist außerdem die einzige Möglichkeit, um den bereits wackelnden Euro langfristig glaubwürdig zu machen. Nur ein Nein wäre den vielen anderen europäischen Sündern eine klare Lektion. Nur ein Nein würde Europas Regierungen die Kraft geben, die heiligen, aber unfinanzierbaren Kühe des Wohlfahrtsstaats, des Subventionsunwesens, der Bürokratie, der Überregulierung, des Föderalismus zu reduzieren.

Gewiss wäre ein Nein zu Griechenland-Hilfen kurzfristig schmerzhaft. Für die Griechen und auch alle jene, die ihnen Geld geborgt haben (wie etliche österreichische Banken). Aber dieses Ende mit Schrecken - ob es nun zu einem Staatsbankrott mit Umschuldung oder einem Ausscheiden aus dem Euro mit nachfolgender Abwertung wäre - wäre allemal billiger als der drohende Schrecken ohne Ende. Bei dem Spanien wie Portugal, Irland wie Italien sehr bald die Hand aufhalten würden - bis auch Deutschland und Österreich pleite sind.

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