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Welche Sprache spricht Europa?

Europa bekommt eine neue Diplomatie. Es hat aber noch nicht festgelegt, in welcher Sprache diese Diplomaten arbeiten, welche Sprache sie als Aufnahmevoraussetzung beherrschen müssen. Da stünde es Österreich gut an, sich mehr für die deutsche Sprache einzusetzen.

Derzeit sieht es nämlich ganz danach aus, dass die künftigen EU-Diplomaten zwei Sprachen können müssen: Englisch und Französisch. Deutsch aber wird so wichtig sein wie Slowenisch oder Finnisch - obwohl es die größte Sprache in Europa ist, wenn man die EU-Bürger nach ihrer Muttersprache zählt. Zählt man die Sprachkenntnisse insgesamt, dann liegt Englisch an der Spitze, das die häufigste Fremdsprache ist.

Damit liegen eigentlich auch die zwei wichtigsten Sprachen der EU fest. Frankreich tut hingegen so, als ob diese Tatsache ein kultureller Atomangriff auf ihre Große Nation wäre. Frankreich hat seit der Gründung der diversen europäischen Gemeinschaften immer viel größeren Wert als alle anderen Nationen auf seine sprachliche Vormachtstellung gelegt, es hat die supranationale Union immer als ideale Plattform zur Durchsetzung sehr nationaler Interessen gesehen. Die in Frankreich insbesondere sprachkulturelle sind.

Die Franzosen haben eines richtig erkannt: Fast jeder Mensch drückt sich in seiner Muttersprache besser und gewandter aus als in noch so gut gelernten Fremdsprachen. Man kann sich damit in Sitzungen meist viel besser durchsetzen als andere, die bisweilen erst nach den überzeugenden Formulierungen und Nuancen ringen müssen.

Deswegen ist es auch kein Zufall, dass alle wirklich wichtigen Standorte der EU in französischsprachigen Städten liegen: die Kommission in Brüssel, das Gericht in Luxemburg, das Parlament in Brüssel und Strassburg (dieser alleine auf das Insistieren Frankreichs zurückzuführende Doppelstandort verursacht überdies auch noch gewaltige Kosten). Frankreich hat auch bei der Nominierung von Kommissionspräsidenten immer durchgesetzt, dass nur solche Kandidaten zum Zug kamen, die gut französisch sprechen.

Das sind macht- und kulturpolitisch kluge Strategien. Demokratisch legitim sind sie aber angesichts der schrumpfenden  Bedeutung der französischen Sprache aber nicht.

Deshalb hat Deutschland schon lange für die deutsche Sprache zu kämpfen begonnen. Deutsche Diplomaten und Politiker verwenden in allen internationalen Gremien, wo das erlaubt war, die eigene Muttersprache.

Österreich hat da kaum mitgemacht. Die hiesigen Diplomaten sind stolz, in internationalen Auftritten mit ihren Englisch- und Französisch-Kenntnissen zu brillieren und sich über aus Wien kommende Beamten anderer Ministerien oder Politiker zu mokieren, die als einzige Fremdsprache ein eingerostetes  Schulenglisch aufweisen können. Die rot-weiß-rote Diplomatie zeigt damit in Wahrheit immer einen gewissen Minderwertigkeitskomplex und eine Profilierungsneurose gegenüber dem großen (und leider bisweilen sehr präpotenten) Bruder im Norden. Die Austrodiplomaten wollen dadurch zeigen, dass sie eigenständig, dass sie in keiner Weise deutschnational sind.

In Wahrheit ist aber diese Haltung krampfhaft und lächerlich. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind ganz andere als die der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und es kann in Wahrheit gar kein Zweifel bestehen, dass der Kampf für den Stellenwert der deutschen Sprache auch ein nationales österreichisches Interesse ist. Dieses wollen manche aber in einer Art verschrobener Political Correctness nicht artikulieren.

Lässt man aber kampflos die alleinige Doppelherrschaft des Englischen und Französischen zu, dann fällt man auch weit hinter viele andere Länder der EU zurück. Denn dort sind die Fremdsprachkenntnisse viel besser als in Österreich, weil beispielsweise die meisten Filme im Fernsehen oder in Kinos in der Originalsprache mit Untertiteln laufen; eine eigene Synchronisierung wäre oft zu teuer, wie sie für den großen deutschen Sprachraum selbstverständlich ist. Damit sind aber auch die Fremdsprachkenntnisse anderer Länder besser als hierzulande. In Österreich ist man ja überdies gerade dabei, durch Einführung der Gesamtschule die Sprachkenntnisse noch weiter zu verschlechtern.

Gewiss fällt es strukturkonservativen Menschen, wie es auch die österreichischen Diplomaten sind, schwer umzudenken. Immerhin müssen sie ja seit jeher Französisch beherrschen. Immerhin ist Frankreich historisch die Sprache der Diplomatie gewesen. Nimmt man aber dieses historische Argument wirklich ernst, dann wäre Latein noch viel wichtiger, ist es doch die zentrale Basis der gesamten europäischen Kultur.

Es wäre also dringend Zeit, in dieser Frage umzudenken. Die Festlegung der Regeln für die neue EU-Diplomatie ist vielleicht sogar die letzte Chance, ein wichtiges nationales Interesse zu verfolgen.

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